Abstract
Nach einer Dekade mit einer stabilen Lohnquote in Österreich hat sich das Bild seit dem Inflationsschock 2022/2023 und einer anhaltenden Rezession gewandelt: Die Lohnquote ist zuletzt markant gestiegen, in Österreich mehr als in vielen anderen Ländern. Diese Arbeit bietet einen Überblick über die internationale Literatur und diskutiert verschiedene Messkonzepte sowie Einflussfaktoren auf die Lohnquote. Im Fokus steht zunächst die Entwicklung der aggregierten und sektoralen Lohnquoten in Österreich. Mithilfe einer Shift-Share-Analyse wird gezeigt, dass sowohl der Rückgang der Lohnquoten bis in das Jahr 2007 als auch der nachfolgende Anstieg der Lohnquote vor allem auf Veränderungen der Arbeitnehmerentgelte innerhalb der Sektoren (Shift-Effekt) zurückzuführen sind und der Strukturwandel nur eine untergeordnete Rolle spielt. Eine makroökonometrische Analyse verdeutlicht, dass für den jüngsten Anstieg nicht nur die Konjunktur, sondern auch eine langsamere Expansion des Arbeitskräfteangebots, Rohstoffpreissteigerungen und andere strukturelle Faktoren eine Rolle spielten. Darüber hinaus gelang es den Gewerkschaften besonders gut, ihre Lohnvorstellungen durchzusetzen.

