Abstract
Die Covid-19-Pandemie hat die gewohnten wirtschaftlichen Abläufe in vielen Bereichen stark beeinflusst. Die Einzigartigkeit dieser Krise stellte und stellt somit ebenso die amtliche Statistik vor neue methodische Herausforderungen, Adaptionen des statistischen Methodeninventars wurden nötig. Das betrifft vor allem bei der Preiserhebung die verstärkte Nutzung von Scannerdaten und die Anwendung saisonaler Fortschreibungen bei der Indexberechnung; dies erfordert Kreativität, aber immer auch den Bezug zu vorhandenen und bewährten Methoden; es galt und gilt der Grundsatz „faute de mieux“.
Wenn es gelingt, diese durchaus außergewöhnliche Situation mit geeigneten Erhebungs- und Analysemethoden zu bewältigen, dann hat man eine Art Blaupause für künftige Krisen gleicher Gestalt geschaffen, zumindest was deren nummerische/statistische Beschreibung betrifft.
Das hat politische Konsequenzen. Amtliche Statistiken sind die Grundlage jeder evidenzbasierten Wirtschaftspolitik. Bei Mikroerhebungen stehen die Lebensrealitäten der Vielen jedenfalls gleichberechtigt im Fokus der Aufmerksamkeit, während in synthetischen Statistiken wie den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen finanzstärkeren AgentInnen ein größeres Gewicht zukommt. Um die Volkswirtschaft an allen Stellen der Einkommens- und Vermögensverteilung zu verstehen und die Auswirkungen von Veränderungen einschätzen zu können, ist eine seriöse Diskussion über Erhebung und Analyse unverzichtbar.
Wir unterziehen deshalb die Situation bei der Konsumerhebung, der Preiserhebung bzw. der Inflationsberechnung einer näheren Betrachtung. Denn wie schon 2008 im Finanzsektor zeigte sich in der Corona- Pandemie, dass selbst bei scheinbar einfach zu erhebenden Daten wie den Konsumausgaben nicht nur die Probleme größer werden, etwa in den Lieferketten oder bei Kostenüberwälzungen, auch ihre Erfassung in der Statistik wird schlechter.