Abstract
Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 hat die Weltwirtschaft erschüttert und in vielen Ländern zu sozialen Verwerfungen geführt. Doch detaillierte empirische Befunde über die Entwicklung von Einkommensungleichheit oder Armutsbetroffenheit in Österreich gibt es erst seit Kurzem, da die Verfügbarkeit von Echtzeitdaten zur sozialen Lage in Österreich stark begrenzt ist. Die schon vor der Gesundheitskrise bestehenden und dokumentierten Ungleichheiten dienten oft als einzige Anhaltspunkte, um die Auswirkungen der Krise sowie der sozial- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen bewerten und einordnen zu können. Darüber hinaus waren vereinzelte Stichprobenerhebungen wie das "Austrian Corona Panel Project" der Universität Wien und "So geht's uns heute" von Statistik Austria wichtige Informationsquellen über Veränderungen der sozialen Lage während der Pandemie. Mit den im April 2023 publizierten Daten aus dem EU-SILC 2022 sind nun fundierte retrospektive Analysen möglich, da diese Erhebung auch die Grundlage für offizielle Statistiken zu Armut und Einkommensungleichheit in Österreich bildet. Die neuen Daten ermöglichen einen Rückblick auf die Entwicklung sozialer Ungleichheiten sowie eine evidenzbasierte Bewertung der Krisenpolitik.