Abstract
Die Sozialpartnerschaft hat entscheidend zum wirtschaftlichen Aufstieg Österreichs und zum sozialen Frieden beigetragen und gilt als Schlüsselfaktor für den Erfolg des österreichischen Wirtschaftsmodells. Es ist jedoch eine schleichende Abnahme ihrer Bedeutung und Konfliktlösungskompetenz zu beobachten, vor allem bei Herausforderungen wie der Klimakrise und steigender Ungleichheit. Die Kritik an der Sozialpartnerschaft nimmt zu, besonders von neoliberaler und populistischer Seite, und unter den veränderten politischen Mehrheits- und Machtverhältnissen sowie geänderten internationalen Rahmenbedingungen wird der Interessenausgleich komplizierter. Gleichzeitig genießt die Sozialpartnerschaft im Allgemeinen hohes Vertrauen und Zustimmung in der Bevölkerung wie auch bei den Mitgliedern der beteiligten Organisationen. Die Kollektivvertragsverhandlungen bleiben weiter ein stabiler Pfeiler der Sozialpartnerschaft, es braucht aber darüber hinaus angesichts der fundamentalen Zunahme der Unsicherheit in Wirtschaft und Gesellschaft sowie der immer drängenderen Krisen unseres Wirtschaftssystems kompetente und verlässliche Institutionen, die Stabilität geben und ausgewogene Reformen tragen.